COVID und viele andere Unsicherheiten…es war eine kleine Ewigkeit, als ich das letzte Mal in Afrika fotografieren konnte! Inzwischen habe ich meine ganze Fotoausrüstung ausgetauscht und ich brennte darauf die neue „Maschinerie“ endlich ausprobieren zu können. Nach langen Überlegungen hatte ich mich für Botswana und den Chobe National Park entschieden. Das war meine x-te Reise in diese Gegend und ich wusste, dass ich nicht enttäuscht sein werde.
Der Chobe National Park
Der Chobe National Park war der erste National Park in Botswana und wurde 1967 gegründet. Mit fast 12,000 km² ist er der drittgrößte Park des Landes. Von Anfang an war er einer der artenreichsten Parks in Afrika. „Haupstadt“ des Parks ist Kasane mit einem kleinen aber modernisierten Flughafen. Heute ist der Park ein Hauptziel für verschiedenste Touristen: jung und alt, Naturliebhaber und Naturfotografen.
Grundsätzlich besteht der Park aus zwei Teilen: den Flussteil und den Landteil. Die Besucherzeiten sind typischerweise von 6:00 bis 18:30 für den Landteil und von 8:00 bis 18:00 für den Flussteil. Nach meiner persönlichen Erfahrung sind aus der Sicht der Wildlifefotografie die interessantesten Tracks die Flussufertracks und die Flusstracks (also mit einem Boot).
Für meine erste Jagd habe ich den Flusstrack gewählt. Und wie schon erwartet, wurde ich auch nicht enttäuscht! Den ersten Fund des Tages haben wir in der Flussuferwand gefunden. Ein Kobalteisvogel (Alcedo semitorquata) hatte seine Nesthöhle in der Uferwand versteckt und posierte brav auf einer dicken Wurzel. Ich konnte meine Aufregung nur schwer kontrollieren. Bereits innerhalb der ersten Stunde bei der ersten Fahrt habe ich eine neue Vogelart gefunden, die ich bis jetzt noch nicht gesehen hatte. Wir ließen uns mit dem Fluss weitertreiben. Weiter in Richtung „The Rapids“, einem Flussbereich, in dem viele kleinere Felseninseln aus dem Wasser ragen und viele unter Wasser versteckt sind. Dies kann gefährlich sein, wenn man die Gegend nicht kennt.
Auf den größeren Felsen wachsen teilweise Schilf- und Papyrusbüsche und größere Bäumen. Fast alle waren voll mit Vogelnester verschiedenster Vogelarten. Plötzlich haben wir einen Riesenfischer (Megaceryle maxima) gesehen, der in Richtung eines ausgetrockneten Baumes flog. Also versuchten wir ihm so schnell wie möglich zu folgen.
Mein Guide kannte sich sehr gut aus und hatte auch den Landeplatz des Vogels gesehen. Das Glück war wieder auf unserer Seite! Der Vogel saß ruhig auf einem Ast, wie sich später herausstellte, vor seinem Nistplatz in der Flussuferwand.
Wir fuhren mit dem Boot weiter, um die Gegend zu erkunden. Eine große Menge Vögel befand sich überall um uns herum. Auf einigen Felsen wärmten sich Krokodile und nicht allzu weit entfernt spielten zwei Nilpferde.
Ein Highlight nach dem anderen
Ich war Augenzeuge eines Liebesdramas eines Schmalschnabellöfflerpärchens. Während das Pärchen den Liebesakt ausführte, hatte sich plötzlich ein anderer Kandidat eingemischt. Es brach ein wilder Kampf um die Paarungsrechte aus. Nach mehreren Versuchen hatte das ursprüngliche Männchen gewonnen und den Eindringling weggejagt.
![maxwidth Schmalschnabellöffler](https://blog.vtnoe.at/wp-content/uploads/2024/05/2-Schmalschnabelloeffler-Platalea-alba-Z9_DSC2531-VTNOE-202404-1024x682.jpg)
Hier ist ein fleißiger Nestbauer am Werk. Alle mögliche Äste und Schilfstämme wurden gesammelt und in das überraschend klein aussehende Nest eingebaut.
![maxwidth Schmalschnabellöffler](https://blog.vtnoe.at/wp-content/uploads/2024/05/NEstbauer-Schmalschnabelloeffler-Platalea-alba-Z9_DSC1433-VTNOE-202404-1024x682.jpg)
Und das war lange nicht alles, aber die Sonne hatte uns ordentlich eingeheizt und wir wurden richtig müde. Also ging es zurück zur Lodge, um eine Mittagspause einzulegen. Am Nachmittag standen die Landtracks auf dem Plan. Ausgeruht und erfrischt machten wir uns mit einem Land Cruiser auf dem Weg in Richtung Sedudu-Gate. Ein schneller Check-in und wir waren schon auf dem staubigen, sandigen Track unterwegs, Richtung Flussufertrack.
Der Name des Tracks ist nicht ganz richtig, weil der Track selbst die meiste Zeit eigentlich weiter weg von dem richtigen Fluss läuft. Es ist eher eine Hochwasserzone, wenn sich der Fluss richtig ausbreitet. In der Trockenzeit gibt es in der Gegend zahlreiche Wasserlöcher, Schlammbäder und kleinere Lagunen. Es ist einfach wie gemacht für die graue Riesen, es ist „Elephant country“. Von morgens bis abends gibt es fast keinen Zeitpunkt, an dem man keine Elefanten sieht. Entweder grasen sie am Uferbereich oder schwimmen durch die Kanäle oder zu den Ufern der Kasakili-Insel oder vergnügen sich in einem Schlammbad und baden im Fluss. Manchmal hat man das Gefühl, dass man in einem Zirkus sitzt. Ich war sehr oft nicht mehr als drei bis fünf Meter von Elefantenfamilien entfernt, wenn sie am Flussufer tranken oder sich amüsierten. Es ist jedes Mal ein unbeschreibliches Gefühl!
Es gab Momente in denen auch andere Tiere zu den Elefanten stießen. Kudus (Tragelaphus strepsiceros) und Zebras kamen öfters. Meine Theorie ist, dass die Präsenz der Elefanten, im und am Wasser, eine Art von Sicherheitsgefühl für die andere Tiere gegen die Krokodile, die typischerweise in solchen Plätzen auf ihre Opfer lauern, verleiht.
Spannende Momente in Botswana
Manchmal gab es interessante Konflikte. Einmal als ich am Ufer in aller Stille auf die Elefanten gewartet habe, habe gemerkt, dass sich nicht weit von mir eine Gruppe von Nilpferden ganz nahe am Ufer niedergelassen hatte, in einem Bereich der von Elefanten genutzt wurde. Ich musste nicht lange warten, als eine Elefantenfamilie anmarschierte und schnurtracks zu dem Bereich lief, in dem sie schon immer badeten und tranken. Jetzt hatte aber eine Gruppe von Nilpferden den Platz eingenommen. Die Elefanten hatte das sichtlich geärgert. Nach einigen unmissverständlichen Gesten zweier Elefanten, die eine Scheinattacke starteten, wurden die Nilpferde ordentlich aufgerüttelt. Sie haben sich dann ein Stückchen weiter vom Ufer entfernt und der Frieden war wieder hergestellt.
![maxwidth Elefanten](https://blog.vtnoe.at/wp-content/uploads/2024/05/X-Elephants-Z9_DSC6990-VTNOE-202404-1024x683.jpg)
Die nächste Moment war ebenfalls aufregend. Ein ganzes Löwenrudel lag unter einem Busch, nur der Boss der Gruppe hatte sich von den weiblichen Akteuren etwas weiter entfernt. Und ein Teil der Gruppe hatte sich in der näheren Umgebung verteilt Es ist schon sehr spannend, nicht mehr als fünf bis sechs Meter entfernt von einer Löwengruppe zu sitzen und zu fotografieren!
![maxwidth Löwen](https://blog.vtnoe.at/wp-content/uploads/2024/05/Rudel-Loewe1-Z9_DSC0287-VTNOE-202404-1024x683.jpg)
Nun, ich kann hier auf keinen Fall alle meine Erlebnisse und Erfahrungen beschreiben und mit Bilder versehen. Da gibt es einfach nicht genügend Platz und auch keine Zeit. Deshalb lege ich hier einfach noch ein paar Bilder bei, die, wie ich glaube, keine speziellen Kommentare benötigen.
Zum Schluss kann ich nur sagen bzw. empfehlen, wer die zeitliche und finanzielle Möglichkeit hat eine unvergessliche Naturreise zu unternehmen, sollte Afrika ernsthaft in Betracht ziehen! Wenn die Menschheit in der Art und Weise, wie sie es heute tut, weiter macht, kann es durchaus passieren, dass die Naturwunder Afrikas schneller, als wir denken, verschwinden werden.
![Istvan Keller](https://blog.vtnoe.at/wp-content/uploads/2019/12/Istvan-VTNO-Blog201912.jpg)
Ich war schon als Kind technisch sehr interessiert und die Fotografie hat mich immer schon fasziniert. Reisen, Natur und Wildlife Photography hatte immer einen besonderen Stellenwert in meinem Leben.
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