Das neue Buch „Das wilde Herz Europas – Die Rückkehr von Luchs, Wolf und Bär“ von Marc Graf & Christine Sonvilla wollen wir euch hier vorstellen:
Das wilde Herz Europas – Die Rückkehr von Luchs, Wolf und Bär
Erscheint am 24. Februar 2021 im Knesebeck Verlag.
https://www.knesebeck-verlag.de/das_wilde_herz_europas/t-1/891
Gibt es in Mitteleuropa noch Platz für wilde Natur? Dürfen Wälder sich selbst überlassen werden, Flüsse frei fließen und Berge auch einmal eine Tourismuspause einlegen? Und ist ein Zusammenleben mit den drei großen Raubtieren Wolf, Bär und Luchs möglich?
Für Ihren neuesten Bildband dokumentiert das österreichische Fotografen-Paar Christine Sonvilla und Marc Graf seit 2015 das Wiedererstarken der Wildnis und die Rückkehr der Raubtiere. Dafür waren sie unterwegs quer durch Mitteleuropa, in Österreich, Deutschland, der Schweiz, von Norditalien und Slowenien bis nach Südpolen und in die Slowakei. Sie hinterfragen die nicht immer unproblematische Wechselwirkung zwischen wilder werdender Natur und menschlicher Aktivität und stellen fest: Die wilde Veränderung ist vielmehr Chance als Bedrohung!
Die meisten Leute denken bei dem Begriff „Wildnis“ an weit entfernte Orte. Warum reizen Euch gerade die wilden Flecken Mitteleuropas, die Wildnis vor unserer Haustür?
Christine Sonvilla: „Viele sind der Meinung, dass Mitteleuropa nur aus Kulturlandschaften besteht. Dem ist aber nicht so. Auch wenn richtig wilde Landschaften nur mehr fragmentarisch vorkommen, ist Europa auf dem Weg wieder wilder zu werden. Auf keinem anderen Kontinent gibt es aktuell ein vergleichbares Comeback der großen Raubtiere. Das mitzuerleben und daran mitzuarbeiten, hieb- und stichfeste Informationen und spannende Bilder zu verbreiten, den Menschen die Angst zu nehmen und die Chancen für das Miteinander aufzuzeigen, motiviert uns Tag für Tag.“
Die großen Beutegreifer Bär, Luchs und Wolf kehren zurück in die Natur Österreichs, Deutschlands und der Schweiz. Ist die Arbeit mit diesen Tieren nicht gefährlich?
Marc Graf: „Gleich vorweg, gefährlich ist es nie geworden! Braunbären sind wir in den letzten Jahren vielen begegnet. Ich denke dabei ganz besonders gerne an eine Sichtung einer Bärenmutter mit ihren drei Jungen in der polnischen Tatra im Herbst 2019 zurück. Aus nächster Nähe, manchmal unter 80 Meter, einer ganzen Bärenfamilie gegenüber zu stehen, ist etwas ganz Besonderes. Wir waren dabei nicht allein. Zahlreiche Wanderer, die an diesem Tag unterwegs waren, hatten ebenfalls diese einmalige Chance. Und sie waren begeistert.“
Welche Begegnung bzw. welches Foto oder Erlebnis hat Euch bei der Arbeit an diesem Projekt am meisten berührt oder beschäftigt?
Christine Sonvilla: „Einer der intensivsten Momente war sicher jener, als endlich unsere viele Monate dauernde Fotofallen-Durststrecke bei den Luchsen in den Kalkalpen ein Ende fand. Wir stapften mit unseren Schneeschuhen durch die tief verschneite Landschaft zu einer unserer Fotofallen, ohne jegliche Erwartungen und wurden endlich mit einem perfekten Foto belohnt. Dafür arbeiten wir immer weiter, auch wenn es manchmal schwierig ist.“
Wir Menschen bedrohen mit unserem Verhalten die Unberührtheit der Natur. Was sind aus Eurer Erfahrung die größten Konfliktfelder und was würdet Ihr Euch für die Zukunft wünschen?
Christine Sonvilla: „Die größte Bedrohung für die Natur und uns selbst ist die menschliche Veränderungsresistenz. So gut wie jeder fürchtet sich davor, Dinge anders zu tun ‚als sie bisher immer gemacht wurden‘. Wir müssen lernen, dass Veränderung keine Bedrohung, sondern eine Chance ist. Die Rücker der großen Beutegreifer verdrängt uns Menschen nicht, sondern stärkt unsere Ökosysteme und bietet sogar wirtschaftliche Möglichkeiten.“
Luchsin „Skadi“ ist die Tochter eines gewilderten Luchses, dessen Wilderer im Herbst 2016 vor Gericht stand. Was verbindet Euch mit dem Tier und werdet Ihr den Weg von Skadi weiterhin verfolgen?
Marc Graf: „Skadi war die erste Luchsin, die wir fotografieren konnten und ist seither eine ständige Wegbegleiterin. Sie lebt in dem Gebiet, in dem auch ich groß geworden bin, das verbindet ganz besonders. Und natürlich ist Skadi durch ihre Abstammung und ihre Geschichte für uns auch ein Symbol für die Rückkehr der großen Raubtiere nach Österreich und für die wieder erstarkende Natur Mitteleuropas geworden. Keine Frage, wir verfolgen ihren Weg auch weiter, zumal unsere Kameras noch immer im Gebiet sind. Nachdem wir Wolf und Bär bereits in freier Wildbahn sichten und dokumentieren konnten, wäre es auch endlich an der Zeit einen Luchs in freier Wildbahn, ganz ohne Fotofallen, beobachten zu können. Skadi wäre unsere Favoritin.“
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