Mit Bewunderung und Freude sehe ich mir immer gerne Bilder anderer Fotografen von Rothirschen an. Leider ist diese Art bei mir hier allenfalls noch im Mittelgebirge des Taunus, aber kaum noch im angrenzenden Flachland anzutreffen. Obwohl sie ursprünglich offene Landschaften, Flussauen und lichte Wälder besiedelte. Diese Lebensräume werden dafür heute häufig von Damhirschen besetzt.
Bis zur letzten Eiszeit war das Damwild in ganz Mitteleuropa heimisch. Danach wurde es erst wieder von den Römern in unseren Breitengraden eingeführt. Äußerlich unterscheidet sich Dam- vom Rotwild vor allem durch einen kleineren Körperbau, eine weiße Bauchunterseite bzw. Innenseite der Beine, ein weißgeflecktes Sommerfell und die Männchen tragen ein Schaufelgeweih. Es ist gar nicht so selten, dass völlig weiße oder schwarze Exemplare vorkommen.
Damwild lebt gesellig in Kahlwild- bzw. in Junggesellenrudeln zusammen. Nur die alten Hirsche sind Einzelgänger. Die Brunft findet von Oktober bis November und damit etwas später als beim Rothirsch statt. Die weiblichen Tiere werden dabei nicht zu Rudeln zusammengetrieben, sondern suchen selbst die von den stärksten Hirschen gescharrten Brunftkuhlen auf. Geraten zwei männliche Damhirsche aneinander, schreiten sie nach teils hitzigem Kampf – sobald die Rangordnung geklärt ist – wieder relativ friedlich nebeneinander her.
Vor ein paar Jahren habe ich entdeckt, dass in einem zu meinem Wohnort nahe gelegenen Naturschutzgebiet mit ausgedehnten Bruchwäldern und Wiesen auch große Bestände Damwild heimisch sind. So habe ich die Möglichkeit, während des gesamten Jahres vorbeizuschauen und verschiedene Witterungs- bzw. Lichtsituationen auszunutzen. Die ganzjährig vernässten Bruchwälder mit eingestreuten Tümpeln, kleinen Seen und Feuchtwiesen sorgen dafür, dass es in dem Gebiet selbst im Hochsommer oft nebelig ist.
Besondere Momente zu verschiedenen Jahreszeiten
Im Winter und zeitigen Frühling bildet sich deshalb auch öfters Raureif, der die Landschaft regelrecht verzaubert. Dann noch Damhirsche in einer Raureif-/Nebellandschaft abzulichten, zählt für mich zu den besonderen Momenten in diesem Naturschutzgebiet. Dieses Jahr ist es mir erstmalig gelungen, Damwild bei Schneefall zu fotografieren.
Der Frühling wartet mit dem nächsten Highlight auf. Wenn der ganze Wald von dem starken Duft des dort großflächig blühenden Bärlauchs durchströmt wird und das Wild die ersten zarten Triebe und Buchenblätter äst.
In den Sommermonaten konzentriere ich mich meist auf die Tage, an denen es aufgrund der Wetterlage in den Feuchtwiesen gute Chancen auf Frühnebel gibt. Es sind wunderbare Momente, wenn sich die Morgensonne durch den Nebel kämpft und die Landschaft in ein orangerotes Licht taucht. Gelingen dann noch Aufnahmen von Damhirschen in dieser Szenerie, ist das Fotografenglück perfekt.
Der Herbst mit seiner goldenen Farbenpracht und der dann verstärkt auftretende Nebel sorgen nochmals für ganz besonders stimmungsvolle Aufnahmen des Damwildes in seinem Lebensraum. Leider ist es mir bisher noch nicht gelungen, den Brunftplatz der Hirsche ausfindig zu machen und so stehen Fotos von dem Brunftverhalten ganz oben auf meiner Wunschliste.
Da Damwild nicht nur in den Morgen- und Abendstunden aktiv ist, und weniger sensibel gegenüber dem Menschen reagiert als Rotwild, kannst du neben interessanten Naturerlebnissen immer wieder tolle Bilder realisieren. Für mich sind die Tiere ein fester Bestandteil in meiner fotografischen Jahresplanung geworden. Nebenbei lassen sich in dem betroffenen Naturschutzgebiet noch viele andere Tiere und Pflanzen ablichten, wenn es mal nicht mit dem Damwild klappt.
Alle Fotos in diesem Beitrag hat Martin Stolz gemacht und sind urheberrechtlich geschützt!
Die Leidenschaft Naturfotografie stellt für mich einen wichtigen und vor allem kreativen Ausgleich zum beruflichen Alltag dar. Am liebsten fotografiere ich dabei vor der Haustüre, im Alpenraum aber auch auf Urlaubsreisen im Mittelmeerraum und der Ukraine.
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