Die Balz des Auerhahns

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Wegposten
Wegposten

 

 

Bei all den Sorgen und Ängsten in diesem Frühjahr gab es glücklicherweise auch das eine oder andere Ereignis, das mich zumindest für einige Stunden alles andere vergessen ließ. Es begann mit dem Anruf eines Freundes, ob ich denn einen Auerhahn fotografieren will. Die Antwort darauf könnt ihr sicher erraten! Viel zu lange ist es her, dass ich die Balz des Auerhahns miterleben durfte. So hat es nicht lange gedauert, bis wir uns auf einer Alm in Kärnten getroffen haben. Bereits lange vor Sonnenaufgang haben wir den unverkennbaren Lautäußerungen gelauscht, doch die ersten Stunden blieben erfolglos. Darum beschlossen wir getrennt und großflächig nach Spuren zu suchen. Es dauerte nicht lange, bis ich meinen Freund von weitem hörte: „Ich hab ihn, ich hab ihn!“ Tatsächlich war es wohl umgekehrt! Denn er rannte wie er nur konnte und der Auerhahn war ihm dicht auf den Fersen!

 

 

 

Normalerweise sind Auerhühner sehr scheue Vögel. Während der Balz sind manche Hähne aber völlig furchtlos. Da ich vor etwa fünfzehn Jahren schon einmal eine sehr schmerzhafte Begegnung mit einem Auerhahn hatte und das Verhalten dieses Hahns vorerst nahezu identisch war, hielten wir einen entsprechend großen Respektabstand. So entstanden die ersten Aufnahmen bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen. Als ich in weiterer Folge allein vor Ort war, und aus meiner liegenden Position nicht mehr rechtzeitig davonrennen konnte, beschloss ich, regungslos stehen zu bleiben. In vollem Tempo näherte sich der Hahn bis auf einen halben Meter. Zu meiner großen Überraschung schien er dann aber etwas ratlos, beobachtete mich ausführlich und beruhigte sich schließlich wieder. Sobald ich mich bewegte, begann das Spiel von vorne. Doch die befürchteten Schnabelhiebe blieben aus! Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, da geht aus fotografischer Sicht noch deutlich mehr!

 

Im Lebensraum
Im Lebensraum

 

 

Weitere Begegnungen

 

Von diesem Zeitpunkt an habe ich mir für jedes Shooting überlegt, was ich noch umsetzen möchte. Dementsprechend habe ich die Auswahl der Objektive eingegrenzt und ein bis zwei Wechselobjektive  in der Jackentasche mitgenommen.

So konnte ich mit Brennweiten von 20 bis 300 mm, sowohl Weitwinkelaufnahmen, Porträts und auch dynamische Aufnahmen entsprechend meinen Vorstellungen umsetzen. Zwischen meiner ersten und meiner letzten Begegnung lagen gut drei Wochen. Innerhalb dieser Zeit hat sich der Hahn von der freien Almfläche immer mehr in den angrenzenden Hochwald zurückgezogen und die immer zahlreicher werdenden Wanderer auf dem Weg wurden immer öfter ignoriert.

 

 

 

Bei meiner letzten Begegnung konnte ich den Hahn noch eine ganze Weile im Wald begleiten und ihn bei der Nahrungsaufnahme beobachten. Trotz der Tatsache, dass der Hahn einen sehr stark frequentierten Wanderweg als sein Territorium beansprucht hatte, schienen diese Begegnungen glimpflich verlaufen zu sein. Mir wird dieses wohl einmalige Erlebnis als eine meiner schönsten und aufregendsten Begegnungen mit einem wilden, leider aber auch selten gewordenen Vogel für immer in Erinnerung bleiben!

 

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