Wien gehört seit Jahren zu den lebenswertesten Städten weltweit. Ein Grundstein dafür sind fast 300 Parkanlagen im Stadtgebiet, der Wienerwaldgürtel im Westen und die Lobau im Osten. Letztere ist beliebtes Ausflugsziel und Erholungsgebiet für Jung und Alt, bekleidet oder nackt. Seit 1996 ist sie Naturschutzgebiet und beherbergt in 22 km² Motive jeder Sparte der Naturfotografie.
Die Fülle an nennenswerten Aspekten ist enorm und würde den Rahmen dieses Berichts einfach sprengen. Somit soll der Schwerpunkt hier auf den Orchideen und Schmetterlingen liegen, die in einem übermäßigen Artenreichtum vorkommen.
Orchideen
Insgesamt beheimaten die Lobau und Donau-Auen 23 unserer heimischen Orchideen, die in Form und Farbe sehr variabel sind. Man findet sie fast das ganze Jahr durchgehend. Am häufigsten jedoch im Frühling bis Frühsommer, beginnend mit Anacamptis morio (Kleines Knabenkraut), das die Wiesen in dunkelviolette bis weiße Flächen färbt. Stattlich steht Orchis militaris (Helm-Knabenkraut) in manchen Bereichen, das später von Neotinea ustulata var. ustulata (Brand-Knabenkraut) und Anacamptis coriophora (Wanzen-Knabenkraut) abgelöst wird. Schmuckstücke wie Limodorum abortivm (Violetter Dingel) und Himantoglossum adriaticum (Adria-Riemenzunge), mit dem Fund einer 80 cm(!) hohen Infloreszenz im letzten Jahr, werten das Orchideenjahr immer auf. Während es über den Sommer etwas leise um die Orchideen wird, leitet Spiranthes spiralis (Herbst-Drehwurz) das Ende einer erfolgreichen Saison ein.
Schmetterlinge in der Lobau
Die genauen Ziffern der Schmetterlingsarten in Wien und dem Umland sind durchwegs sehr variabel, über die Jahre hinweg aber rückläufig. Dies wird mitunter dem Klimawandel und der Lebensraumzerstörung geschuldet. Es sollen heute ca. 2.000 Arten sein mit etwas um die 100 Tagfalter. Darunter etliche Juwele, die aufgrund ihrer Futterpflanzenspezialisierung innerhalb der Lobau in nur kleinen Arealen vorkommen. Für mich, ganz klar, ist die Paarung von Zerynthia polyxena (Südlicher Osterluzeifalter) jedes Jahr ein Highlight, dessen Raupen sich in der Lobau ausschließlich von der gewöhnlichen Osterluzei (Aristolochia clematitis) ernähren.
Die Rosinen aus ein paar Tausend Schmetterlingen zu picken ist nicht leicht, wie schon bei den Orchideen, denn es sind alle irgendwie erwähnenswert. Sehr häufig, in meist zwei Generationen, sieht man Boloria dia (Magerrasen-Perlmuttfalter), der in Schlafgesellschaften auf trockenen Blütenständen die Nacht verbringt. Gut getarnt glauben die Coliadinae (Gelblinge) nicht erkannt zu werden. Ebenso findet man unzählige Lycaenidae (Bläulinge) und Zygaenidae (Widderchen), die meist in Gruppen oder auch einzeln ruhen. Den wunderbaren Fund eines Weibchens von Saturnia pavonia (Kleines Nachtpfauenauge) konnte ich heuer verzeichnen. Die tagaktive Aktivität dieses Falters besteht nur aus dem Warten auf ein Männchen, wenn man ohne Mundwerkzeuge keine anderen Verpflichtungen hat.
Die Haft
Mit der Schönheit einer Orchidee, dem farblichen Aussehen mancher Schmetterlinge und libellengleichen Flugmanövern ist Libelloides macaronius (Östliche Schmetterlingshaft) ein seltenes Geschöpf in der Lobau. Für mich ist es wert hier gezeigt zu werden. Die räuberischen Insekten haben eine durchaus hohe Fluchtdistanz. Auch teilweise wenn die Sonne schon verschwunden ist, was ein Ablichten nicht gerade leicht macht.
Um die ganze Fülle des Naturjuwels Lobau zu erkunden, kann ich nur jedem empfehlen, dieses außerstädtische Paradies bei ausgedehnten Spaziergängen auf sich wirken zulassen. Eine ganzjährige Öffnungszeit lässt hierbei viel Spielraum für botanische, entomologische und auch ornithologische Expeditionen.
Patricks Fokus liegt eindeutig auf der Makrofotografie von Insekten und Pflanzen. Sehr viel unterwegs ist Patrick in und rund um Wien und Niederösterreich.
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