Heavy metal in der Naturfotografie – Großformat 8×10“

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Wie viel „heavy metal“ ich mitunter herumschleppe, wurde mir schreckensbleich bewusst, als ich am Schlattenkeesgletscher in Osttirol in eines der heftigsten Gewitter ever „integriert“ wurde. Blitz und Donner waren eins und ich vermeinte sogar den Geruch von Schwefel zu „erriechen“. Zusammengekauert drückte ich mich unter einen Felsvorsprung und ließ die knapp 70 m von mir entfernt abgelegte Großformat-Ausrüstung nicht aus den Augen. Wenn schon ein Blitz mit einem Schlag all meine Filme belichtet, so wollte ich das zumindest mit eigenen Augen sehen. Die Chancen standen nicht schlecht. Es war sicher die größte Eisenansammlung in weitem Umkreis. In solchen Situationen mache ich mir immer Mut mit der Lebensphilosophie: „Besser mit 40 vom Blitz erschlagen, als mit 90 im Altersheim zu hoffen einmal am Tag gewickelt zu werden“.

 

Portrait Franz Kovacs, Arca Swiss Field 8x10
Portrait Franz Kovacs, Arca Swiss Field 8×10

 

Großformat 8×10“

 

Warum ich mir Großformat noch immer „antue“, obwohl analog scheinbar bereits totgesagt ist, kann ich leicht erklären. Würde man sich ganz tief in mich hineinbeugen, so könnte man am Grund meiner Seele ein schweres Stativ sehen und darauf eine Kamera, die aussieht wie eine Ziehharmonika. Es ist erstens die Landschaftsfotografie, die tief in mir steckt und anderseits das Verlangen dies mit einer Fachkamera umzusetzen. Wenn ich die Coffee Table Books meiner Bibliothek durchsehe, so haben mich immer die klassischen Landschaftsfotografen mit ihren Fachkameras in den Bann gezogen.

 

 

Stopfenreuther-Arm
Stopfenreuther-Arm

 

 

Es ist die Art und Weise, wie sie ihre Bilder komponieren. Meist mit Scheimpflug eine perfekte Schärfedehnung von ganz nah bis schier unendlich und dies gepaart mit atemberaubender Schärfe. Leider sind die Großmeister dieses Genres auch schon in die Jahre gekommen. Und Muench, Dykinga sowie teilweise Rodney Lough Jr. beginnen Richtung digital zu „schwächeln“. Begründet wird dies meist damit, dass digital „einfacher“ ist, doch leidet dadurch auch ihr bisher so geschätzter Look.

Meine Vorgehensweise beim Großformat

 

Mich persönlich trifft das allerdings wenig. Zumal ich diese Art der Großformat Fotografie ausschließlich für mich selbst praktiziere. Es beginnt meist schon am Tag davor, wenn ich beginne die Planfilmkassetten zu laden. Seit einigen Jahren fotografiere ich analog fast ausnahmslos im Format 8×10“, was bedeutet, dass ein Dia fast so groß ist wie ein DIN A4 Blatt. Wenn ich dann morgens losziehe, habe ich fast immer sehr präzise ein Ziel vor Augen, das ich bereits im Vorfeld bei meinen Location-Scouting-Touren erkundet habe. Dies erfolgt mit zwei einfachen Utensilien: einem Titan-Formatrahmen und einem Rollmaßband. Von John Sexton habe ich diesen Tipp und damit beginne ich mögliche Bildkompositionen zu „visualisieren“. Ich halte mir das Rollmaßband an die Nase und bewege so lange den Rahmen bis die Komposition passt. An der Skala des Rollmaßbandes kann ich dann die Brennweite ablesen.

 

Mit dieser leichten Ausstattung ist es möglich unbeschwert große Distanzen zurückzulegen und mir schon ein Bild im Kopf zurechtzulegen. Das Mattscheibenbild einer 8×10“-Kamera ist schlichtweg unbeschreiblich. Man kann mit beiden Augen ein im Vergleich zu anderen Kameras riesengroßes Bild betrachten, dadurch wesentlich besser eine Komposition finden und das obwohl das Bild am Kopf steht. Bei der Entscheidung ein Bild zu belichten, bin ich meist sehr zurückhaltend, wobei sicherlich auch der Preis von ca. 30,- €/Bild eine Rolle spielt. Zur Wahl stehen mir dann 3 Schneider Fixbrennweiten: 5,6-150 mm Super-Symmar XL Aspheric (ca. 20 mm KB), 5,6-300 mm Apo-Symmar L (ca. 40 mm KB) und das Apo Tele Xenar 9-600/800 mm (80-108 mm KB) an einer Arca Swiss Field-Orbix.

 

 

 

Entwicklung

 

Dieses bewusste Warten bis die (Licht)-Verhältnisse passen und ggf. auch ohne Bild heimzukehren, hat mich anfangs viel innere Kraft gekostet. Jetzt empfinde ich es hingegen als meditative Bereicherung. Die Dias (meist Fuji Velvia 50) werden dann beim einzigen E6 Labor Österreichs (Fayer) entwickelt und zuhause am Heidelberg Tango Trommelscanner digitalisiert. Die dabei entstehenden Files haben eine Größe von ca. 4,5 GB und könnten problemlos auf 5 m Breite geprintet werden. Als bekennender Landcruiser SUV Fahrer kann ich nur sagen: „Hubraum kann durch nichts ersetzt werden“!

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