Interview mit Angelina Widmann

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In den Auwäldern und in den Bergen fühlt sich Angelina Widmann schon lange wohl! Die Kamera ist bei ihren Touren natürlich oft dabei.

 

 

 

 

 

Seit wann fotografierst du bzw. wie bist du zur Fotografie gekommen?

Ich wurde sehr naturnah erzogen und war immer viel in der umliegenden Landschaft (damals die Linzer Auwälder) unterwegs. Gleichzeitig hielt ich mich aber auch viel in Bibliotheken auf und las schon im Alter von 6 Jahren die Bücher aus der Naturwissenschaftsabteilung. Damals habe ich den Inhalt jener Bücher nur zum Teil verstanden. Doch, dass es empfindliche Ökosysteme mit vielen verschiedene Tier- und Pflanzenarten gibt, wurde mir schnell klar. Mithilfe eines Naturführers habe ich dann erste kleine Artenzählungen durchgeführt und bemerkt, dass einige Arten immer seltener wurden. Um ein bleibendes Bild der verschwindenden Tiere/Pflanzen zu bekommen, begann ich zunächst sie zu zeichnen und später auch zu Fotografieren.

Ich habe sehr lange nur im Automatikmodus fotografiert und nicht auf Licht, Objektiv usw. geachtet. Zur Fotografie als erzählende Kunst bin ich erst 2019 durch einen Zeitungsartikel über den „Wildlife Photographer of the Year“ gekommen. Seitdem las ich zahlreiche Bücher, habe mich stetig technisch weiterentwickelt und konnte auch schon einige Wettbewerbserfolge verbuchen.

 

 

Auf welche Themenbereiche der Naturfotografie hast du dich spezialisiert?

Es ist schwierig zu sagen, auf welches Themengebiet man einen besonderen Fokus legt, wenn man erst zwei Jahre ernsthaft fotografiert. Grundsätzlich fotografiere ich alles, was draußen und drinnen an Flora und Fauna zu finden ist. Wenn ich etwas nennen müsste, wäre das die Naturfotografie mit dem Fokus auf Naturschutz, das würde ich aber eher als Herzensangelegenheit bezeichnen.

 

 

Was möchtest du mit deinen Fotos vermitteln?

Mir ist es wichtig, plakative Bilder zu machen, also kein raffiniertes Zusammenspiel von Hintergrund und Vordergrund, wenig Bokeh – dafür absoluter Fokus auf das Hauptmotiv und klare Farben. Ich fotografiere meist nach dem Motto „see the unseen“ und versuche Augenblicke und Perspektiven festzuhalten, deren Existenz und Schönheit vielen Menschen nicht bewusst ist. Dadurch möchte ich vermitteln, dass die Natur einen unfassbar hohen Wert hat und viel schützenswerter ist, als man sie z.B. bei einem Sonntagsspaziergang wahrnimmt. Durch den plakativen Stil verbunden mit seltenen Momenten möchte ich auch erreichen, dass meine Bilder länger im Kopf bleiben, als bspw. Fotos von vielbesuchten Locations.

 

Walddetail

 

Hast du Vorbilder oder Fotografen, die dich inspirieren?

Eine große Inspiration für mich sind die fotografischen Arbeiten von Bernhard Schubert, da beinahe jedes Bild von ihm, den Betrachter für einen kurzen Moment Teil des abgebildeten Ökosystems sein lässt. Die monumentalen Fotografien des US-Amerikaners Paul Nicklen haben zwar keinen Einfluss auf meine eigenen Bilder, üben aber eine große Faszination auf mich aus. Meine Inspiration, was die Ehrfurcht und Rücksicht gegenüber der Natur angeht, ist Arthur Schopenhauers Zitat: „Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen“.

 

 

 

Gibt es bestimmte fotografische Projekte bzw. Vorhaben in deiner nahen Zukunft?

Für diesen Winter habe ich vor, auf meinen Skitouren Ansitze auf die bekannten Alpentiere wie Gämsen, Steinböcke und auch einige Raufußhuhn-Arten zu machen. Es sind einige winterliche Biwaks am Berg geplant, aus denen hoffentlich Tier-/Landschaftsbilder mit schönen Lichtstimmungen resultieren. Für die einzigartige Wildnis der tschechische Šumava habe ich auch einige Tage eingeplant. Weiters werde ich mich fotojournalistisch mit Spannungsfeldern zwischen Mensch und Natur beschäftigen, bspw. Skigebiete am Gletscher, Hetzjagd und Bodenversiegelung. Im Frühjahr möchte ich mich vermehrt der Fotografie von Gewittern, Blitzen und anderen Wetterphänomenen und der Unterwasserfotografie widmen. Ich freue mich natürlich auch auf die kommenden Regionaltreffen des VTNÖ.

 

Pestwurz

 

 

Alle Fotos wurden von Angelina Widmann gemacht und sind urheberrechtlich geschützt.

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