Christoph Profanter stand uns vor kurzem Rede und Antwort in einem Interview.
Nachdem du in allen Bereichen der Naturfotografie tätig bist, würde mich interessieren, welcher Bereich fasziniert dich besonders?
Begonnen habe ich mit der Makrofotografie, nicht zuletzt deshalb, weil ich mir als Student die großen Teleobjektive einfach nicht leisten konnte. Im Laufe der Zeit hat sich mein Spektrum auf nahezu alle naturfotografischen Bereiche ausgedehnt. Besonders faszinieren mich die Tier- und Landschaftsfotografie in all ihren Facetten, sowie (immer noch) der Makrobereich. Sehr interessant finde ich auch die Timelapse-Fotografie, da sie die Möglichkeit bietet, zeitliche Vorgänge und Abläufe in der Natur sichtbar zu machen, wie einen Sonnenaufgang oder das Aufblühen einer Blüte.
Was oder wer hat deine Fotografie in den letzten Jahren besonders beeinflusst?
Neben konkreten Personen, sind es einige technische Entwicklungen, die starken Einfluss auf meine Fotografie haben. Wir können heute kreative Bildideen realisieren, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren. Die High-ISO Eigenschaften moderner Kameras haben die Grenzen des fotografisch Machbaren bei wenig Licht weit hinausgeschoben. Eine weitere inspirierende Errungenschaft ist das Focus-Stacking, neben anderen wie HDR und Panorama freihand. In der Makrofotografie arbeite ich immer schon gerne mit weit geöffneter Blende. Das verleiht vielen Bildern einen abstrakten Look. Focus-Stacking ermöglicht ergänzend dazu einen noch flexibleren Umgang mit der Schärfentiefe. Ich kann beispielsweise das Hauptobjekt durchgehend scharf abbilden vor dennoch ganz in homogener Unschärfe aufgelöstem Hintergrund. All das eröffnet ganz neue kreative Spielräume.
Gibt es für dich fotografische Vorbilder?
Die Fotografien von Ansel Adams sind für mich ein Höhepunkt klassischer Landschaftsfotografie. Jim Brandenburg hat mit einigen seiner Bilder naturfotografisches Neuland betreten. Sein Buch White Wolf ist ein Meilenstein in der Naturfotografie, einerseits wegen der hervorragenden Bilder, zum anderen wegen seiner Entstehungsgeschichte im Sinne einer kompromisslosen Fokussierung auf ein Projekt.
Neben den beiden genannten gibt es natürlich zahlreiche andere, bis heute. Besonders hervorheben möchte ich Hannu Hautala, Eliot Porter und Christian Ziegler. Ihre Bildauffassung hat mich sehr beeinflusst und immer inspiriert. All diese Fotografen haben maßgeblich an der Entwicklung der Naturfotografie von der reinen Dokumentation hin zur Kunstform beigetragen.
Bist du ein Fotograf der Bilder plant oder der auf sich zukommen lässt, was die Natur dir anbietet?
Eigentlich beides, es kommt darauf an. Ich lasse mich sehr gerne von der Natur überraschen, das ist grundsätzlich spannend. Gelegentlich ist es aber auch notwendig Projekte und Bilder zu planen, etwa weil ein Tarnversteck nötig ist oder eine Bildgeschichte erst über einen längeren Zeitraum hinweg umzusetzen ist.
Bist du meist alleine unterwegs oder mit Kollegen?
Vorwiegend alleine, vor allem wenn ich daheim in der Nähe meines Wohnortes fotografiere. Ich finde es aber sehr interessant mit einer kleinen Gruppe an Gleichgesinnten zu fotografieren und nachher z. B. beim Abendessen über die Naturfotografie zu diskutieren.
Fotografierst du meist mit Stativ oder frei Hand?
Kommt ebenfalls ganz darauf an. Sehr gerne fotografiere ich aus freier Hand, das ermöglicht schnelles, spontanes Reagieren und bedeutet auch weniger Gewicht tragen zu müssen. In vielen Situationen ist ein Stativ unerlässlich: in der Astrofotografie, beim Warten in der Tierfotografie oder nicht selten auch bei Makro.
Welche Tageszeit bevorzugst du und wann ist für dich der ideale Zeitpunkt um vor Ort zu sein?
Es gibt den alten Spruch, ernsthafte Naturfotografen arbeiten von 5 bis 9 Uhr. Dieser Satz hat schon eine gewisse Richtigkeit, ein Dogma ist er allerdings nicht. In der Landschaftsfotografie ist viel vom jeweiligen Licht abhängig, in der Tierfotografie von den Verhaltensweisen. Diese Parameter muss man immer in Betracht ziehen. Manchmal ist der richtige Zeitpunkt einfach Glück. In anderen Fällen wie beim Timelapse eines Sonnenaufgangs muss man geplant rechtzeitig vor Ort sein.
Wo fotografierst du vorrangig (nähere Umgebung, Österreich, Land,…)?
Viel fotografiere ich in der näheren Umgebung meines Wohnortes am Mieminger Plateau in Tirol. Auf meinen Berg- und Mountainbike-Touren ist die Fotoausrüstung auch immer mit dabei. Spiegellose Kameras und neue Objektivkonstruktionen reduzieren das Gewicht der Ausrüstung deutlich – für mich auch eine ganz wichtige technische Errungenschaft.
Der (Süd)westen der USA, den ich viel bereiste, ist für mich nicht nur landschaftlich ein Hotspot für die Naturfotografie, gerade auch die nicht so bekannten Locations. In jüngster Zeit ist die iberische Halbinsel, vor allem Spanien, in meinen Fokus gerückt. Hier finden sich viele hervorragende Möglichkeiten für das gesamte Spektrum der Naturfotografie, von der reichen Tierwelt bis zu schönen Landschaften.
Beschäftigst du dich fotografisch auch mit anderen Themen, wie Drohnenfotografie, Fine Art Printing, Microskopie, Astro….?
Ja, absolut. Neben der Drohnenfotografie, die ermöglicht Landschaften aus neuen Perspektiven zu fotografieren, sind es Panorama- und Astrofotografie, einzeln oder in Kombination. Mit dem Thema Video, vor allem in Ergänzung zur Fotografie, beschäftige ich mich zunehmend in den letzten Jahren. Eine interesante Option ist das Extrahieren von hochqualitativen Einzelbildern aus einem 8K RAW-Video.
Als Chirurg bist du ja beruflich immer extrem gefordert – hilft dir die Naturfotografie zu entspannen und abzuschalten?
Ja, sicherlich. Die Chirurgie ist ein schöner und fordernder Beruf. Ich bin oft nach dem Dienst mit Fotoequipment und Mountainbike unterwegs. Meine Fotoziele sind so schnell erreichbar. Ich habe das Glück nur vor die Haustür gehen zu müssen und mitten in der Natur zu sein.
Hast du fotografische Pläne für die Zukunft, die du uns mitteilen möchtest?
Ich habe einige Pläne, zu Hause und in der Ferne. Konkret reizen würde mich, die iberischen Luchse nochmals, mit den Jungtieren, zu fotografieren. Etwas weiter in der Ferne liegt eine Reise nach Mittel- oder Südamerika, wo ich noch nie gewesen bin. Ich muss aber sagen, dass mich in den letzten Jahren Europa mehr und mehr naturfotografisch interessiert. Neben Spanien gäbe es auch im Norden verlockende Destinationen.
Auf welche deiner nationalen und internationalen Auszeichnungen bist du besonders stolz und warum?
Auch wenn es lange her ist, die mehrmalige Teilnahme und die Publikation im Ausstellungskatalog der 2nd Kajaani International Exhibition of Nature Photography in Finnland freut mich noch immer besonders. Ich hatte damals das Gefühl, dass die Skandinavier mehr als andere einen abstrakten, künstlerischen Stil der Naturfotografie schätzten. Wenn ich mir die Bilder dieser Ausstellungen heute anschaue, denke ich, das war wirklich seiner Zeit voraus.
Das Publizieren ganzer Bildgeschichten, wie zuletzt über den Big Bend Nationalpark in Naturfoto, hat mich eigentlich immer etwas mehr interessiert als die Wettbewerbe. Das geht mit einer noch intensiveren und umfassenderen Auseinandersetzung mit einem Thema einher.
Nachdem du seit Jahren erfolgreich bist – was wäre dein wichtigster Hinweis für ein erfolgreiches Wettbewerbsbild ?
Bei Wettbewerben erfolgreich zu sein, ist immer schön. Das stellt auch eine starke Motivation dar. Wettbewerbe haben naturgemäß immer subjektive Komponenten. Daher ist es wichtig, seiner eigenen Stilistik treu zu bleiben. Das ist für mich eine Frage der persönlichen Authentizität, die ich nicht aufgeben möchte. Man muss an sein eigenes Bild glauben, auch wenn es einmal keinen Erfolg hat. Dann gibt es wieder einen Wettbewerb, mit einer anderen Jury …
Fragen zum Verein:
Du kennst den VTNÖ nun schon seit vielen Jahren – was gefällt dir am Verein?
Mir gefällt der VTNÖ schon immer sehr gut, seit ich dabei bin. Mittlerweile ist der Austausch untereinander auch dank der sozialen Medien intensiver geworden, auch die Zahl der Mitglieder nimmt erfreulicherweise stetig zu. Das Niveau der Naturfotografie in Österreich hat sich sehr stark entwickelt. Wir haben in Österreich eine wirklich tolle Szene und Community. Das zeigt sich für mich besonders im VTNÖ-Magazin, das ich schon länger als ein TOP-Magazin über die Grenzen Österreichs hinaus ansehe.
Was könnte im VTNÖ besser werden ?
Ehrlich gesagt fällt mir da nicht viel ein, was besser werden könnte. Vielleicht könnten wir einmal über die Organisation einer Wanderausstellung durch Österreich nachdenken. Das wäre gerade in einer Zeit mit so vielen brennenden Klima- und Umweltthemen ein Beitrag die Schönheit der heimischen/europäischen Natur vielen Menschen in unserem Land näher zu bringen.
Alle Fotos wurden von Christoph Profanter gemacht und sind urheberrechtlich geschützt.

Schon als Kind habe ich meine Freizeit am liebsten draußen verbracht! Die Begeisterung zur Natur, zum Abenteuer und zum Reisen ist für mich von sehr großer Bedeutung, ebenso die Liebe zur Fotografie. Berichte und Fotos gibt es auf meiner Homepage zu sehen.
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