Martin Friedl liebt die Tier- und Wildlifefotografie und den hohen Norden. Sein großes Durchhaltevermögen und seine Ausdauer verhelfen ihm immer wieder zu tollen Naturmomenten und Fotografien.
Martin Friedl, wenn es nicht die Tierfotografie wäre, mit der du dich ja am liebsten beschäftigst, mit welchen anderen Motiven würdest du dich intensiver auseinandersetzen wollen?
In der Tierfotografie ist es meiner Meinung nach auch immer wichtig den Lebensraum und die Lebensbedingungen der Tiere einzufangen und dies auch dem Betrachter zu zeigen. Aus diesem Grund fahre ich auch zu verschiedensten Jahreszeiten an die gleichen Orte um einen gesamten Eindruck der jeweiligen Fauna vermitteln zu können. Wenn Du von mir also wissen willst, was ich neben der Tierfotografie noch gerne fotografieren würde, dann ist es definitiv die Umgebung, der Lebensraum – die Disziplin wäre daher die Landschaftsfotografie. Für mich ist es aber ein sehr schweres Gebiet, da ich mit den Weitwinkelobjektiven und dem Bildaufbau inkl. der Motivfindung immer wieder an meine kreativen Grenzen komme. Dennoch reizt mich gerade diese Herausforderung, um mich hier selbst zu pushen und besser zu werden. Das Schöne an der Fotografie ist der Austausch mit Gleichgesinnten und die Diskussionen, um evtl. das gleiche Ziel auch auf verschiedenen Wegen zu erreichen.
Du warst in den letzten paar Jahren fotografisch immer wieder im hohen Norden unterwegs, vor allem auch im Winter. Magst du uns ein bisschen etwas über die Herausforderungen dabei erzählen?
Ich habe in den letzten Jahren immer wieder die arktischen Regionen rund um Spitzbergen und Nordnorwegen besucht. Meine Motivation war selbst auch die unmittelbare Härte der Lebensbedingungen dort oben zu erleben und dabei auch das Leben der Fauna bei eben diesen harten Bedingungen einzufangen und mit meinen Bildern zu transportieren. Ziel war es daher bei arktischen Schneestürmen die Wanderung der Rentiere, die stoische Ruhe der Moschusochsen oder auch nur die Neugier der Polarfüchse in einem Whiteout zu fotografieren. Die Herausforderung bei dem Ganzen ist es neben der eigenen physischen Kondition, der passenden Ausrüstung für bis zu -50°C, die richtigen Guides und Partner dafür zu finden. Ich selbst bin zwar immer wieder gerne in der freien Natur abseits von ausgetretenen Pfaden unterwegs, aber mit der echten, wahren Wildnis der Arktis hat dies nicht viel zu tun.
Ich hatte Glück bei meiner Suche, da die Personen, mit denen ich am nördlichsten Ende der Welt zusammengearbeitet habe, extrem gut ausgebildet waren und auch die entsprechende Motivation für solche kleineren fotografischen Expeditionen, wenn es auch nur für ein paar Tage war, mitgebracht haben. Gerade in Spitzbergen ist in den Küstengebieten die Gefahr auf Eisbären zu treffen immer sehr hoch. Dem größten und gefährlichsten Landraubtier gegenüberzutreten ist gerade in stürmischen Situationen äußerst gefährlich, da Fluchtdistanzen nicht abgeschätzt werden können und der Eisbär ist ein schneller und effizienter Jäger. Selbstdisziplin, Akzeptanz der situativen Einschätzung des Guides sowie Vertrauen in den Guide sind hier meines Erachtens ein wesentlicher Baustein des Erfolgs des fotografischen Erlebnisses in der arktischen Wildnis.
Hast du in Österreich bestimmte Plätze, die du immer wieder gerne aufsuchst?
Mich zieht es immer wieder in die Berge und das vor allem im Herbst und Winter. Die steirischen Alpen und Gebiete rund um den Hochschwab, Hochlantsch, Rax, Schneealm und Schneeberg mit Ihren Steinböcken, Gämsen, Rotwild und Raufußhühnern in allen Varianten haben es mir angetan. Schöne sanfte Aufstiege und perfekte Schneeschuhtouren gehören da auch dazu !
Auf welches Foto bist du besonders stolz und wo hast du es gemacht bzw. wie ist es entstanden?
Das ist auch eine sehr diffizile Frage für mich, weil diejenigen Fotos, auf die ich äußerst stolz bin, nicht unbedingt die technisch perfekten sind. Für mich sind die Fotos am schönsten, bei denen ich am meisten an Vorbereitung investiert habe, viele Entbehrungen erlebt habe, und bei deren Versuchen ich am wenigsten Glück hatte. Es ist meistens die Geschichte vor, bei und nach der Entstehung, die mich stolz auf ein Foto macht und nicht unbedingt der Erfolg des Fotos selbst. Konkret würde ich hier exemplarisch 2 Fotos aus dem vergangenen Winter nennen. Entstanden sind diese Fotos in Norwegen und Spitzbergen im Winter. Das erste Foto entstand Anfang März 2022 am Ende eines entbehrungsreichen Tages in Spitzbergen bei einem Schneesturm. Wir kämpften uns gerade zurück zu den Schneemobilen, als uns eine Gruppe Rentiere mit vereisten Köpfen gegen den Wind gehend passierte. Besser und authentischer hätte ich diesen Tag in einem Foto nicht einfangen können.
Das zweite Foto entstand im Januar 2022 nach mehreren Tagen im Nationalpark Dovrefjell Sundanjella als wir in einem Whiteout auf einer Hochebene in einer Gruppe von Fotografen nach Moschusochsen Ausschau hielten. Nach einer kurzen Sichtung zu Beginn des Tages auf einem Hang suchten wir die Tiere mit GPS und Kompass für 2 Stunden und wurden schließlich belohnt. Durch den eisigen Wind und den starken Schneefall vereiste die Lichtblende des Objektives innerhalb von 15 Minuten. Es war also immer ein Spiel zwischen Reinigung, Vignettierung durch Schnee und Geduld, dass der Schnee nachlässt, um ein einigermaßen scharfes Foto zu bekommen.Aber es gibt noch sehr viele andere Fotos, bei denen ich hier gerne die Geschichte dahinter erzählen wollen würde, aber ich glaube dazu werde ich wohl irgendwann etwas Größeres planen, um euch mehr präsentieren zu können.
Hast du Vorbilder oder Fotografen, die dich inspirieren?
Zu Beginn meiner kurzen fotografischen Laufbahn hatte ich bereits das unglaubliche Glück auf ein paar junge Fotografen und eine Fotografin zu treffen die mir, so glaube ich es zumindest, das richtige Rüstzeug mitgegeben haben, damit ich meine Ideen nun so umsetzen kann, wie ich mir dies für meine Reisen so vorstelle. Einerseits war es Christoph Ruisz, der mich fotografisch an der Hand genommen hat und gnadenlos ehrlich auch heute noch mit offener Sprache mich kreativ und künstlerisch voranbringt. Andererseits sind da Christine Sonvilla und Marc Graf, die mich durch Ihre gezielte Arbeit an Projekten zum Artenschutz und vor allem mit Ihrer dokumentarisch umfassenden Darstellung von „Leben am Limit“ zu verschiedenen Ideen im Umgang mit meinen Reiseerlebnissen inspiriert haben. Auch gibt es im VTNÖ noch weitere ausgezeichnete Fotografen und Fotografinnen, von denen ich in den letzten Jahren nicht nur durch das Gespräch, aber auch in gemeinsame Touren sehr viel gelernt habe und noch sicher sehr viel lernen werde. Das Niveau aller Mitglieder ist extrem hoch und die Themengebiete aller Mitglieder so vielfältig, dass es immer wieder Spaß macht, was Neues zu sehen und zu adaptieren.
Martin Friedl, hast du Pläne fürs neue Jahr oder bestimmte fotografische Projekte im Kopf?
Generell möchte ich in den nächsten Jahren einmal um den arktischen Polarkreis bei zumindest 66,5° nördlicher Breite kommen und die dortige Fauna in allen Jahreszeiten ablichten und in Fotos dokumentieren. Ob mir das in Summe gelingt, weiß ich noch nicht, aber dieses Jahr im Sommer würde ich dann einmal Grönland besuchen, im Herbst evtl. wieder Nordnorwegen und im Winter Island. Aber ich habe noch nicht alle Destinationen heuer ausgearbeitet, da ist noch viel Spielraum. Wer weiß, vielleicht möchte ja jemand von euch mitkommen!
Alle Fotos wurden von Martin Friedl gemacht und sind urheberrechtlich geschützt.
Schon als Kind habe ich meine Freizeit am liebsten draußen verbracht! Die Begeisterung zur Natur, zum Abenteuer und zum Reisen ist für mich von sehr großer Bedeutung, ebenso die Liebe zur Fotografie. Berichte und Fotos gibt es auf meiner Homepage zu sehen.
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