Martin Maier beantwortete uns einige Fragen im neuesten Interview.
Wenn ich es auf deiner Homepage richtig verstehe, bist du in zwei fotografischen Bereichen aktiv: Landschaft und Street. Ist das noch aktuell oder hat sich dein Fokus geändert?
Meine anfängliche Begeisterung galt der Landschaftsfotografie. Vor einigen Jahren begann ich, zur Abwechslung die Straßen Wiens zu fotografieren. Mittlerweile widme ich mich verstärkt der Streetfotografie, da sie sich besser in meinen Alltag integrieren lässt.
Deine Landschaftsaufnahmen entstehen in vielen Ländern. Bereist du diese Länder ausschließlich wegen der Fotografie oder ist die Fotografie ein Abfallprodukt deiner Reise?
Ich wähle meine Reiseziele oft so, dass sie sich sowohl zum Fotografieren als auch zum Wandern eignen. Am Ende eines Tages muss aber nicht zwingend ein Foto entstehen. Manchmal genieße ich die Zeit in der Natur einfach so.
Planst du deine Aufnahmen schon im Voraus oder lässt du dich von der aktuellen Situation leiten?
Ich recherchiere ausgiebig vor jeder Reise, um vor Ort flexibel auf Licht- und Wetterbedingungen reagieren zu können. Dabei geht es mir nicht darum, bestimmte Fotos nachzustellen, sondern Optionen zu haben und mich nicht an einen starren Zeitplan zu binden.
Hast du auf deinen Reisen immer die gleiche Ausrüstung mit oder entscheidest du entsprechend dem Ziel?
Die Standardausrüstung ist bei mir eigentlich relativ konstant. Einschränkungen muss ich jedoch manchmal in Kauf nehmen, wenn ich irgendwo hinfliege oder einen weiten Weg zurücklegen muss. Generell versuche ich einen möglichst großen Brennweitenbereich abzudecken, da man in der Landschaftsfotografie nicht immer mit den Füßen zoomen kann.
Welche(s) Objektiv(e) müssen bei dir mit auf die Reise gehen?
Ich habe meistens ein 16-35mm, 24-70mm und 100–400mm dabei. Für Nachtaufnahmen gesellt sich dann noch ein 14mm f1.8 hinzu.
Worauf legst du besonders Wert bei der Auswahl deiner Ausrüstung?
Für meine Landschaftsfotografie setze ich nicht zwingend auf die lichtstärksten Objektive. Mir sind ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ein geringes Gewicht wichtiger. Mein Ziel ist es, meine gesamte Ausrüstung stets dabei zu haben, ohne dabei an Tragekomfort einzubüßen.
Was oder wer hat deine Fotografie in den letzten Jahren besonders beeinflusst?
In der Landschaftsfotografie entsteht oft der Eindruck, dass alles schon einmal (und vielleicht sogar besser) abgelichtet wurde. Mein Ziel der letzten Jahre war es, eine individuelle fotografische Handschrift zu entwickeln und die Schönheit auch an jenen Orten zu entdecken, die andere vielleicht übersehen würden.
Gibt es für dich fotografische Vorbilder?
Müsste ich mich für einen noch lebenden Landschaftsfotografen entscheiden, so fiele meine Wahl definitiv auf Hans Strand. Seine beeindruckende Bildsprache ist eine enorme Inspiration für mich.
Bist du meist alleine unterwegs oder mit Kollegen?
Meine kreativsten Ergebnisse erziele ich oft, wenn ich allein und in Ruhe arbeiten kann. Gelegentlich schätze ich jedoch auch die Zusammenarbeit mit anderen Fotografen. Es fasziniert mich dabei besonders, die unterschiedlichen Herangehensweisen am gleichen Ort zu beobachten.
Fotografierst du meist mit Stativ oder frei Hand?
Ich versuche zuerst freihand einen Bildausschnitt zu finden und wechsle erst dann auf das Stativ. Bei Wanderungen am hellichten Tags nehme ich mittlerweile kein Stativ mehr mit.
Gehörst du auch zu den Drohnen Fotografen?
Für meine Islandreise in diesem Jahr habe ich mir zum ersten Mal eine Drohne zugelegt. Es ist faszinierend zu sehen, wie sehr diese Geräte die Perspektive verändern können. Dennoch bin ich in dieser Hinsicht etwas zwiegespalten, da sie für Tier und Mensch sehr störend sein können.
Welche Tageszeit bevorzugst du und wann ist für dich der ideale Zeitpunkt um vor Ort zu sein?
Sonnenauf- und -untergänge sind in der Landschaftsfotografie schwer zu übertreffen, weshalb ich stets versuche, mindestens eine halbe Stunde vorher vor Ort zu sein. Meine Fotografie ist jedoch nicht mehr auf diese Zeiten beschränkt, da ich davon überzeugt bin, dass gute Fotos zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich sind.
Hast du fotografische Pläne für die Zukunft, die du uns mitteilen möchtest?
Ich habe noch so viele Orte, die ich unbedingt bereisen möchte. Japan und Utah stehen derzeit ganz oben auf meiner Liste. Außerdem habe ich mir vorgenommen, in den nächsten Jahren ein Ausstellungs- oder Buchprojekt umzusetzen.
Ich habe auch gesehen, dass du Mitglied bei der „Nature First“ Allianz bist (was ich persönlich toll finde). Möchtest du uns da etwas darüber erzählen?
Da ich viel Zeit in der Natur verbringe, liegt mir ihre Erhaltung für zukünftige Generationen sehr am Herzen. Als Mitglied von Nature First ist es mir ein besonderes Anliegen, das Bewusstsein für korrektes Verhalten in Naturgebieten zu schärfen und selbst ein Vorbild zu sein.
Warum sollte man deiner Meinung nach ein Mitglied bei Nature First sein?
Ich habe den Eindruck, dass die Natur in den letzten Jahren zunehmend zur Kulisse für Selfies verkommt. Viele der schönsten Orte sind überlaufen und werden dadurch leider auch zerstört. Ich möchte daher jedem Landschaftsfotografen ans Herz legen, sich intensiv mit dem ethisch korrekten Umgang mit unserer Umwelt auseinanderzusetzen und sich aktiv für deren Erhalt einzusetzen.
Du kennst den VTNÖ nun schon seit ca. 3 Jahren – was gefällt dir am Verein?
Besonders schätze ich den Austausch mit Gleichgesinnten sowie die vielen Regionaltreffen, die mir stets neue Orte und Motive offenbaren. Es ist spürbar, dass die Freude an der Fotografie hier im Mittelpunkt steht und jeder herzlich willkommen ist.
Was könnte im VTNÖ besser werden?
Der Verein sollte meines Erachtens eine engere Zusammenarbeit mit Nationalparks und Naturschutzprojekten anstreben. Außerdem wäre es für die Mitgliedergewinnung von Vorteil, die Präsenz bei einer jüngeren Zielgruppe zu verstärken.
Alle Fotos wurden von Martin Maier gemacht und sind urheberrechtlich geschützt.
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