Der Kurilensee hat eine anziehende Wirkung auf viele Naturfotografen. Doch ich bin sicherlich nicht der Einzige, dem es hier nicht in erster Linie um Naturfotografie geht. Hier lässt die einzigartige Ruhe und Harmonie mich „eins werden mit der Natur“.
Im Land der Braunbären und Vulkane
Eine Reise in den Fernen Osten Russlands steht sicherlich auf der ein oder anderen „to do Liste“ zahlreicher Naturfotografen. Hunderte von Braunbären, die beinahe ungestört durch die menschliche Zivilisation Rotlachsen in seichten Flüssen hinterherjagen – dieses Spektakel kennt nahezu jeder Naturfotograf. Die meisten Fotoreisen in Kamtschatka planen einen 3-Tages Trip mit dem Hubschrauber im August an den Kurilensee. Doch was geschieht vor der Lachswanderung? Nicht viele Touristen besuchen den Kurilensee im Mai oder Juni, obwohl gerade hier einzigartige Aufnahmen möglich sind. Im Mai verlassen viele Braunbären ihre Winterschlafhöhlen und im Juni ist der Höhepunkt der Paarungszeit.
Es beginnt im Schnee
Braunbären im Schnee zu fotografieren hat auf jeden Fall einen ganz eigenen Reiz. Insbesondere die anderthalb- bis zweieinhalbjährigen Jungen lieben es im Schnee zu spielen. Doch auch erwachsene Bären rutschen gerne einen ganzen Schneehang herunter, nur um gleich daraufhin wieder hochzuklettern. Sie hinterlassen riesige Furchen im Schnee, was ihren Spieltrieb verrät, selbst wenn niemand zusieht. Die jungen Babys, die nur etwa 3-4 Monate alt sind, bleiben in jedem Fall bis etwa Ende Juni in ihrer Winterschlafhöhle, in der sie geboren wurden. Die Bärenmütter suchen hierzu nicht selten eine Steilwand im Osten des Kurilensees oder die Inseln auf, um ihren Nachwuchs vor kannibalischen Artgenossen oder Männchen auf Partnersuche zu schützen.
Die ersten Blumen blühen im Land der Braunbären
Interessant ist zu dieser Zeit, dass es aufgrund der vulkanischen Aktivität einige Orte gibt, die wärmer sind als andere. Somit teilen sich zahlreiche Braunbären die kleinen vulkanischen Inseln, da hier bereits Blumen sprießen und der kalte Winter bereits 2-3 Wochen früher vergeht. Auch an meiner Hütte am „Grassy Point“ wachsen bereits Anfang Juni Orchideen und Kamillen, während sie anderenorts erst Ende Juni zu finden sind.
Dazwischen liegt bis spät in den Juni Schnee und man sieht nur wenige Tiere, die sich hier aufhalten. Auch das Wetter ist in dieser Zeit besonders interessant, mit Nebelstimmungen am Morgen, Lenticularis (Linsenwolken) über den Vulkanen, und schneebedeckten Vulkanen. Während man jedoch in der Hauptsaison gemütlich mit einem 300 mm Objektiv Braunbären in bis zu 3 m Nähe fotografieren kann, ist die Situation im Frühling ganz anders. Ich sah manche Braunbären aus 300 m flüchten, einige andere näherten sich bis zum Angriff, da der Hunger im Frühling in Verbindung mit dem kurzzeitigen Nahrungsmangel starken Einfluss auf das Verhaltensmuster zeigt.
Da der Schnee weite Teile der Region bedeckt, können mit DLSR-Fotofallen auf den vielbegangenen Pfaden beeindruckende Nahaufnahmen gemacht werden, sofern sie der Neugier, also den Klauen und Zähnen, widerstehen können.
Dem Rotlachs nach…
Doch wenn sie die Höhlen verlassen haben, machen sich Ende Juni alle Braunbären auf den Weg an ein Ziel: Rotlachse. Die Lachse begehen die Laichwanderung über den Ozernaya-Fluss in die nordwestliche Seite des Sees und schwimmen bis August etwa im Uhrzeigersinn über Norden durch den See, bis sie jeweils an ihrem individuellen Ziel sind. Die Bären folgen ihnen und warten geduldig auf die Lachswanderung.
Und so beginnt das Spektakel jedes Jahr von Neuem.
Mein fotografisches Schwergebiet liegt in der Wildlifefotografie. Speziell die Braunbären in Kamtschatka haben es mir angetan oder auch die Tierwelt im Hohen Norden Europas.
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