Kleiner Hamster in großer Not

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Aus ihrem ursprünglichen Lebensraum vertrieben, finden die anpassungsfähigen Hamster Zuflucht in der Wiener Großstadt, wo sie auch tagsüber aktiv sind.

 

Die charakteristische Fellzeichnung der Feldhamster ist unverwechselbar.

 

  

Berühmte „Friedhofhamster“

 

Als „Erntedieb“ in der Landwirtschaft verfolgt und vom Siedlungsbau verdrängt, stehen die niedlichen Feldhamster am Rande des Aussterbens. Zu den wenigen Rückzugsgebieten, in die sich die anpassungsfähigen Hamster flüchten konnten, zählen urbane Gärten, Parkanlagen und Friedhöfe. In Wien findet man einzelne Feldhamsterpopulationen im 10., 11., 12., 21. und 22. Bezirk, wobei in Favoriten die Besiedelungsdichte am höchsten ist, gefolgt vom Zentralfriedhof. Eine Sonderstellung nehmen die städtischen Hamster am Meidlinger Friedhof ein. Die Feldhamster leben nicht freiwillig hier, sie wurden aus ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet durch Bauarbeiten verdrängt und fanden schließlich einen letzten Zufluchtsort mit idealen Lebensbedingungen am Friedhof vor. Die nachtaktiven Nager haben sich an das Stadtleben so gut angepasst, dass sie auch tagsüber ihre schützenden Höhlen verlassen, um auf Nahrungssuche nach Früchten, Samen und Blättern zu gehen. Am liebsten fressen sie grüne Pflanzenteile. Ab und zu stehen auch Insekten und Würmer auf ihrem Speiseplan. Die sympathischen „Friedhofshamster“ sind in der Zwischenzeit weit über die Grenzen berühmt und ziehen zahlreiche Tierfotografen und Filmteams an.

 

 

 

Aus dem Familienleben der Hamster

 

Rasch huschen die emsigen Hamster mit ihren gefüllten Backen zwischen den Grabsteinen zum Eingang ihres unterirdischen Baus. Das Höhlensystem haben sie weit ausgebaut. Es ist bis zu einem Meter tief und besitzt mehrere Ausgänge und Kammern. In der Vorratskammer leert der Hamster seine Backentaschen, um sich sofort wieder auf Nahrungssuche zu begeben. Um den harten Winter zu überleben, halten die Nager Winterschlaf aus dem sie von Zeit zu Zeit erwachen. Dann zehren sie vom angelegten Vorrat aus Beeren, Körnern und Früchten. Bis zu 2 kg Nahrung verputzt ein Hamster über die kalte Jahreszeit. Steigen im Frühjahr die Temperaturen, kommen die possierlichen Zeitgenossen aus ihren unterirdischen Winterquartieren. Sie beginnen gleich mit der Fortpflanzung und können bis zu drei Würfe mit je etwa 5 – 6 Jungen im Jahr großziehen, wobei die Sterblichkeit der Jungen sehr hoch ist. Nur das Weibchen ist für die Aufzucht zuständig, während sich das Männchen immer mit mehreren Weibchen paart. Als Einzelgänger verteidigen die Tiere ihren Bau gegen Artgenossen, sie sind sehr wehrhaft und drohen ihren Feinden mit lautem Fauchen und blasen dabei ihre Backentaschen auf.

 

 

 

 

Europaweit bedrohte Hamster

 

Ursprünglich stammen die flinken Hamster aus der Steppe. Ihr Verbreitungsgebiet reichte bis in den Osten Österreichs, wo sie, wie schon ihr Name „Feldhamster“ sagt, vor allem an Feldrändern lebten, bevor sie durch die intensive Landwirtschaft an den Rande des Aussterbens getrieben wurden. Sie sind streng geschützt und stehen europaweit auf der „Roten Liste“ gefährdeter Tierarten. Ihre natürlichen Feinde sind u.a. Fuchs, Wiesel und Greifvögel, in der Stadt auch Katzen. Aber viel mehr macht ihnen der Lebensraumverlust zu schaffen und die so entstandenen Inselpopulationen. Die Stadthamster am Meidlinger Friedhof leben in einem abgeschlossenen Bereich, der isolierten Population fehlt ein genetischer Austausch, der langfristig zum Problem werden kann. Das Überleben der opportunistischen Hamster kann durch Lebensraumschutz, Habitatverbesserungen sowie Vernetzung der Lebensräume mit Korridoren gefördert werden. Es ist zu hoffen, dass die quirligen Hamster den Überlebenskampf gewinnen und der neue Lebensraum „Großstadt“ Heimat der nächsten Generationen bleibt.

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