Impressionen eines dritten Sommers
Leuchtend rote Mohnblüten haben mich schon immer fasziniert. Sporadisch habe ich im Frühsommer Makroaufnahmen davon gemacht. Vor gut zwei Jahren entdeckte ich in unmittelbarer Umgebung meines Wohnortes ein riesengroßes blühendes Klatschmohnfeld. Nach ersten Aufnahmen stellte ich überrascht fest, dass die Artenvielfalt in solch einem zusammenhängenden Feld riesengroß ist. Niemals hätte ich damit gerechnet. So beschloss ich ein fotografisches Projekt mit dem Thema „Leben im Mohnfeld“ zu beginnen. Über die ersten Resultate hatte ich bereits im einem VTNÖ-Magazin geschrieben. Zwei weitere Berichte über den Verlauf des Projektes wurden im Jahr 2016 veröffentlicht. Dieses Jahr hatte ich erneut Glück und gebe euch nachfolgend gerne einen Einblick in die Erlebnisse dieses Sommers.
Mein ursprüngliches Feld wurde letztes Jahr kurz vor der Hauptblüte von Baumaschinen zerstört. Das war offensichtlich die Voraussetzung für eine erneute üppige Blütenpracht in diesem Sommer. Mohn braucht nämlich offene Flächen zum Keimen. Glücklicherweise wurde das betroffene Areal dieses Jahr weder landwirtschaftlich genutzt noch zugebaut – noch nicht!
Nach zwei erfolgreichen Sommern war mein Portfolio zu dem Thema schon beachtlich angewachsen. Aber ich hatte aus dem vergangenen Jahr immer noch eine recht ambitionierte Liste mit Wunschmotiven. So begann ich dieses Jahr gezielt nach noch nicht fotografierten Arten im Mohnfeld zu suchen. Wie es bei der Naturfotografie häufig der Fall ist, konnte ich leider nur einen kleinen Teil der geplanten Bilder realisieren. Natur ist halt nur „schwer planbar“ – insbesondere, wenn ganz bestimmte Tiere die Protagonisten sein sollen. Und es gehört letztlich immer eine große Portion Glück dazu, ganz bestimmte Bilder umsetzen zu können. Das finde ich persönlich gar nicht so schlimm, weil sich stattdessen immer wieder neue Impressionen darbieten und sich daraus spontan ansprechende Bilder komponieren lassen.
Insekten lieben Mohnblüten
Ich habe dieses Jahr einige neue Insektenarten auf Mohnblüten, aber auch ganz neue Perspektiven von Blüten bzw. Blütendetails aufgenommen. Besonders schön war ein Morgen, an dem sehr viel Tau auf dem Feld lag. Die dabei entstandenen Detailaufnahmen haben teilweise schon einen leicht abstrakten Charakter und gefallen mir deshalb sehr gut.
Dieses Jahr war das Mohnfeld so dicht und hoch gewachsen, dass ich leider keine neuen Aufnahmen von Kaninchen, Hasen und Rebhühnern auf den Chip bannen konnte. Fasane, Graugänse, Graureiher und Störche haben sich leider auch nicht die Ehre gegeben. Mein sehnlichster Wunsch war es, ein Reh oder einen Fuchs in dem Feld ablichten zu können. Das bleibt ein Ziel für die kommenden Jahre.
Dafür brüteten zwei Paare Schafstelzen unmittelbar im Feld und ließen sich bei ihrer Futtersuche im Randbereich kaum durch mich stören. So gelangen mir erneut ansprechende Aufnahmen dieser wunderschönen gelben Vögel vor rotem Mohn. Besonders freut es mich, beide Altvögel mit Futter im Schnabel nebeneinander sitzend und im Flug erwischt zu haben.
Ich habe auch dieses Jahr die Zeit unmittelbar nach dem Sonnenaufgang für meine Motivsuche genutzt. So sind nicht nur schöne Bilder entstanden, sondern ich bin auch oft mit einem zufriedenen Grinsen auf der Arbeit erschienen. Mit dem Wissen, schon etwas Schönes erlebt und etwas Kreatives geleistet zu haben. Beides trifft nicht unbedingt auf jeden herkömmlichen Arbeitstag zu.
Geometrische Formen nach der Mohnblüte
Viele neue Detailaufnahmen von bereits verblühten bzw. vertrockneten Mohnkapseln haben mein Mohnprojekt abgerundet. Insbesondere beim Blick von oben durch den Sucher ergeben sich hübsche geometrische Muster und Formen.
Es war wieder ein spannender „Mohnsommer“ mit teils sehr schönen Impressionen und stimmungsvollen Aufnahmen. Trotzdem ist die Wunsch-Bildliste eher größer geworden. Ich werde dieses für mich besondere Projekt der „Fotografie vor der Haustüre“ nächstes Jahr gerne fortsetzen.
Alle Fotos in diesem Beitrag hat Martin Stolz gemacht und sind urheberrechtlich geschützt!
Die Leidenschaft Naturfotografie stellt für mich einen wichtigen und vor allem kreativen Ausgleich zum beruflichen Alltag dar. Am liebsten fotografiere ich dabei vor der Haustüre, im Alpenraum aber auch auf Urlaubsreisen im Mittelmeerraum und der Ukraine.
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