Jedes Jahr warte ich ungeduldig darauf, dass im Spätsommer bzw. Anfang Herbst die Niederschläge zunehmen und die Wälder ausreichend Feuchtigkeit speichern können. Wenn die Moospolster wieder eine saftig grüne Farbe angenommen haben und dir beim Betreten des Waldes der Geruch von feuchtem modrigem Laub in die Nase steigt, dann ist es endlich wieder so weit. Die verschiedenartigsten Pilze bilden ihre Fruchtkörper aus. Seit meiner Kindheit liebe ich es, dann durch die Wälder zu streifen und nach Pilzen zu suchen. Früher galt mein Augenmerk dabei hauptsächlich den köstlichen Steinpilzen, Rotkappen, Birkenpilzen, Maronenröhrlingen und Pfifferlingen. Heute ist mein Interesse nicht mehr nur kulinarisch motiviert. Neben Korb und Taschenmesser ist immer eine Kamera mit einem Makroobjektiv dabei. So wandern auch die von mir als giftig, ungenießbar oder schlichtweg als unbekannt eingestuften Pilzarten, sofern sie ein interessantes Motiv ergeben, nicht ins Körbchen, aber durchaus auf die Speicherkarte.
Bodennahes Arbeiten
Bei der Pilzfotografie musst du meist sehr nah am Boden arbeiten. Das erfordert entweder ein Stativ, welches bodennahes Arbeiten erlaubt, oder zumindest einen Bohnensack, um die Kamera nicht direkt auf die Erde legen zu müssen. Am Waldboden ist es häufig relativ dunkel, sodass du mit höheren ISO-Werten arbeiten musst. Blitzlicht versuche ich möglichst zu vermeiden, weil mir diese Bilder oft zu hart erscheinen. Ein Winkelsucher oder eine Kamera mit ausklappbarem Display und Life-View erleichtert die Arbeit natürlich erheblich. Über beides verfüge ich derzeit leider nicht. Also heißt es meist „gymnastisch anmutende“ Figuren auf dem Waldboden zu vollführen, um den Bildausschnitt festlegen zu können.
Pilze und ihre Umgebung
Seit einiger Zeit habe ich festgestellt, dass man nicht immer zwangsläufig das Makro verwenden muss, um ansprechende Pilzbilder zu erhalten. Mit einem Weitwinkel- oder Zoomobjektiv mit relativ kurzer Brennweite lassen sich die Pilze ebenfalls sehr interessant in ihrer Umgebung ablichten. So kannst du gleich die Bäume mit ins Bild nehmen, mit denen der Pilz eine Symbiose bildet. Ebenfalls sehr wirkungsvoll ist es, wenn du es schaffst, ein Tier – sozusagen als Garnitur auf dem Pilz – mit auf das Bild zu bekommen. So können Schnecken und verschiedene Insekten das Pilzfoto durchaus veredeln. Vor vier Jahren hatte ich Ende Oktober das Glück ganz besondere Pilzaufnahmen realisieren zu können. In der Nacht vor einer geplanten Pilztour waren gut 10 cm Schnee gefallen. Nicht nur die eigentliche Suche war an diesem Tag ein tolles Erlebnis mit Seltenheitswert, auch die Aufnahmen von Stein- und Fliegenpilzen im Schnee sind für mich etwas ganz Besonderes.
Also, beim nächsten Waldspaziergang durchaus auch mal etwas intensiver auf den Boden achten! Die Artenvielfalt an Pilzen sorgt bei entsprechender Witterung eigentlich immer für ausreichend Motive und wenn dann zu den realisierten Bildern abends noch ein leckeres Gericht in der Pfanne schmort, ist die Freude doppelt groß. Und, natürlich ganz klar, auf etwaige Sammelbeschränkungen achten und alles, wo du dir nicht hundertprozentig sicher bist, nur auf den Chip und nicht auf den Teller. In diesem Sinne: viel Spaß beim Sammeln!
Alle Fotos in diesem Beitrag hat Martin Stolz gemacht und sind urheberrechtlich geschützt!
Die Leidenschaft Naturfotografie stellt für mich einen wichtigen und vor allem kreativen Ausgleich zum beruflichen Alltag dar. Am liebsten fotografiere ich dabei vor der Haustüre, im Alpenraum aber auch auf Urlaubsreisen im Mittelmeerraum und der Ukraine.
Schreibe einen Kommentar