Zugegeben, ein Regionaltreffen im Hochgebirge / Sulzbachtäler kann so manche Herausforderung beinhalten:
- Plötzliche Wetterkapriolen, welche ein Erreichen und / oder Verlassen des geplanten Gebietes erst gar nicht zulassen.
- Beschränkte Quartiere zur Unterbringung der TeilnehmerInnen.
- Vegetations- und witterungsbedingte kurze Terminfenster.
- Schweißtreibende Zustiege zu den vermeintlichen „hot spots“ der Naturfotografie!
Zumindest das Erreichen unseres Quartiers im Oberen Sulzbachtal (Sulzbachtäler) war jedoch gleichzusetzen mit dem wohl bekannten „Kindergeburtstag“.


Vorbereitungen und Anreise in die Sulzbachtäler
Am Freitagmorgen deckten wir uns zuerst bei einem größeren Supermarkt in Neukirchen am Großvenediger mit den nötigsten Nahrungsmitteln (nicht nur in flüssiger Form) ein. Dann ging es alsbald zum Parkplatz Hopffeldboden am Eingang zum Oberen Sulzbachtal. Bei prachtvollem, hochsommerlichem Wetter erwartete uns dort bereits unser Ranger des Nationalparks Hohe Tauern. Andreas Baldinger war für die nächsten drei Tage nicht nur ein erstklassiger Führer durch die Hochgebirgswelt. Er fungierte gleichsam als „Guter Geist“ für unsere Truppe.

Mit dem Hüttentaxi und dem Nationalpark-Bus ging es durch den größten Teil des Tales bis direkt vor die Haustüre der Hofrat-Keller-Hütte. Wer bereits den kilometerlangen Anstieg Richtung Großvenediger bestritten hat, kann nachvollziehen, welch phantastischen Auftakt diese Fahrt für uns bedeutete. Zumal Naturfotografen in der Regel nicht gerade mit leichtem Gepäck unterwegs sind!
Das gesamte Wochenende fand in Kooperation bzw. auf Einladung des Nationalparks Hohe Tauern statt. Dieser stellte uns nicht nur Andreas für diesen Zeitraum zur Verfügung, sondern ermöglichte auch den kostenfreien Aufenthalt im WildnisCamp. Die Hofrat-Keller-Hütte ist eine gediegene Selbstversorger-Hütte. Die nächsten Tage waren daher von kulinarischer Seite dem gemeinsamen Kochen bzw. Grillen (und Abwaschen) gewidmet. Danke Andreas für das Vorbereiten bzw. den großzügigen Einkauf aller Lebensmittel! Neben dem gemeinsamen Aufenthalt auf der Hütte trug das ebenfalls zur familiären und entspannten Stimmung unter den TeilnehmerInnen bei. Soviel zum gemütlichen Teil des Regionaltreffens.

Der erste Eindruck täuscht
Lass dich vom ersten Eindruck niemals täuschen! Bei der Auswahl der Tourenvorschläge entpuppte sich Andreas als gewiefter Berggeher und zukünftiger Bergführer. Seine persönliche Kondition stellte uns alle in den Schatten. Oder zwang uns vielmehr in den Schatten .
Als Aufwärmübung führte er uns auf den mehr oder weniger vorhandenen Spuren eines alten Jagdsteiges in die unberührten Höhen eines lichten Zirbenwaldes weit über dem Talboden. Phantastische Fernblicke auf die Venedigergruppe gaben das Gefühl, dass die Sulzbachtäler durchaus zu Recht den Status eines Wildnisgebietes innehaben. Das gruppenweise Niedersinken auf den Bergwiesenflächen wurde als überbordendes Interesse für Makrofotografie getarnt. Bei der Sichtung der „Making of“- Bilder dieser ersten (Tor)Tour enthielt fast ausschließlich Bilder unserer KollegInnen in liegender oder knieender Arbeitshaltung!
Dennoch, der Tenor dieses ersten Tages war überwältigend und begeisternd. Mit dem herzhaften Grillen zu abendlicher Stunde ging ein anstrengender, wunderbarer Tag zu Ende!
Der nächste Tag war mit einer „rassigen“ Wanderung verbunden. Dieses Mal auf markierten Wanderwegen. Obwohl die Wegzeitenangaben auf den Hinweistafeln überaus ambitioniert waren! Das Ziel des zweiten Tages war der Seebachsee. Ein eindrucksvolles hochalpines Gewässer, an dessen Ufer wir ohne dem drohenden Gewitter durchaus länger verweilt hätten.
Das Angenehme unserer Regionaltreffen ist, dass für alle die Möglichkeit besteht, das eigene Tempo zu wählen. Und die eigenen persönlichen fotografischen Schwerpunkte zu setzen. So kannst du trotz Gemeinsamkeit individuelle, schöne Momente erleben. Kein Gruppenzwang, sondern die Gelegenheit, neue Gegenden kennen zu lernen. Darüber hinaus kannst du mit den Vereinsmitgliedern wertvolle, gemeinsame Erlebnisse mit nach Hause zu nehmen.

Das Wildnisgebiet Sulzbachtäler
Der Nationalpark Hohe Tauern konnte vor wenigen Jahren eine rund 2.500 Hektar große Grundfläche aus dem Besitz des „Vereins Naturschutzpark e.V“ erwerben. Er besteht seit den Tagen vor dem ersten Weltkrieg und kaufte in dieser Zeit wertvolle Naturgebiete auf. Nach dem Vorbild amerikanischer Nationalparke entwickelte er daraus Schutzgebiete. In unserem Fall hat die Entwicklung die ursprünglichen Zielsetzungen – ausnahmsweise – im positiven Sinne überholt. Und der Nationalpark Hohe Tauern kann als Grundeigentümer über diese Flächen verfügen!
Gemeinsam mit Gebieten der Österreichischen Bundesforste wurde daher eine über 6.000 Hektar große Fläche innerhalb des bestehenden Nationalparks als so genanntes Wildnisgebiet ausgewiesen. Das ist eine Fläche, auf welcher der Mensch in keinster Weise eingreift, die Begehung auf Wanderwege beschränkt bleibt. Und vor allem die frei werdenden, ehemals von Gletschern bedeckten, Räume einer ungestörten Sukzession und Neubesiedelung unterliegen.

Beste Bedingungen
Die fotografischen Bedingungen waren auch während der Nacht herausragend. Die nahezu unbeeinträchtigte Dunkelheit bot die Möglichkeit für eindrucksvolle Sternenaufnahmen. Der Sonntag stand im Zeichen großer persönlicher „Freiheit“. Einerseits fanden Wanderungen entlang des Gletscherbaches und zum neu entstandenen Gletschersee im Talschluss Anklang. Andererseits begeisterte das „Ansitzen“ auf eines der zahlreichen Murmeltiere im Nahbereich der Hütte!
Viel zu rasch vergingen diese Tage im Obersulzbach-Tal. Eine alsbaldige Wiederholung steht auf der Planungsliste für kommende Regionaltreffen. Eventuell in Kombination mit einem Hüttenaufenthalt im noch wildromantischeren Untersulzbach-Tal.
Nochmals ein herzliches Dankeschön an Andreas und die KollegInnen des Nationalparks Hohe Tauern. Sowie ein Danke für den perfekten Ablauf an alle teilnehmenden Vereins-Mitglieder!
Und jetzt noch einige fotografische Ergebnisse dieses Wochenendes:

Martin Hartmann ist Nationalpark-Mitarbeiter, Leiter der Fotoschule Gesäuse, und Präsident des VTNÖ. Sein Wohn- und Arbeitsort ist von den Gesäusebergen umgeben und seine Leidenschaft für Naturfotografie führte ihn auf zahlreichen Reisen in die schönsten Naturschutzgebiete weltweit.
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