Als ich von meinen Freunden nach meinen Reiseplänen für 2018 gefragt wurde und „Schottland“ antwortete, hatte fast jeder eine kleine Anekdote zum eigenen Urlaub auf der britischen Insel bereit. Tatsache ist: Dieses Reiseziel ist nicht unbedingt exotisch. Dennoch zog es mich, da ich ein absoluter Fan eher „karger“ und wilder Landschaften bin, schon seit Jahren dort hin.
Natürlich streifte ich bei diesem ersten Aufenhalt auch die „Touristen-Hotspots“ (Skye, Bowfiddle Rock, Glen Coe…). Besonders neugierig war ich aber auf die äußeren Hebriden. Genauer gesagt die Inseln Lewis und Harris, denen ich drei Tage Aufmerksamkeit schenken wollte. Die Fähre dorthin war auch der einzig geplante „Fixpunkt“ meiner Reise. Ansonsten blieb ich dank Zeltausrüstung und Mietwagen einfach dort, wo es mir gefiel und die Wetterverhältnisse günstig schienen.
Die Highlands von Schottland
Nachdem ich einige Tage im Norden Schottlands nahe Inverness verbracht hatte, ging es weiter durch die Highlands im Nordwesten quer durch Skye nach Uig. Von dort setzte ich in etwa 1,5 Stunden nach Tabert auf Harris über. Ich schlug mein Quartier in der Nähe von Stornoway auf der Insel Lewis auf und schon der erste Morgen brachte ein absolutes „WOW“-Erlebnis. Vor Sonnenaufgang machte ich mich auf den Weg zu den Callanish Standing Stones, einer aus der Jungsteinzeit stammenden Steinformation. Diese wurde um 3.000 v.Chr. angelegt und gilt als größter heute bekannter Steinkreis der britischen Inseln. Um diese Tageszeit war der sonst stark frequentierte Platz beinahe menschenleer. Nur drei weitere Besucher hatten sich die Mühe des frühen Aufstehens gemacht, die mit einer atemberaubenden Morgenstimmung belohnt wurde.
Tagsüber stand dann eine Erkundung der Nordküste von Lewis auf dem Programm. Einfach herrlich, entlang der wilden Küste von Bucht zu Bucht zu wandern. Teilweise am Rand tiefer Klippen, begleitet nur vom Rauschen des Meeres und dem Gekreische diverser Seevögel. Besonders begeisterten mich die Sea-Stacks von Mangurstadh und der Bereich um Dail Beag. Als Fan von Langzeitbelichtungen konnte ich mich dort nach Herzenslust mit meinen ND-Filtern austoben und entdeckte hinter jeder Kurve neue Motive. Ein beschildertes Wegenetz darf man sich dort allerdings nicht erwarten. Es ist schon etwas Orientierungssinn von Nöten, um wieder zum Ausgangpunkt der Wanderung zurück zu finden. Der große Vorteil: keine Aussichtsplattformen oder Parkplätze und somit auch völlige Einsamkeit.
Landschaftsmotive ohne Ende in Schottland
Als ein weiteres „Kleinod“ erwies sich der Strand von Traigh Ghearadha, etwa 45 Minuten nördlich von Stornoway. Ganz versteckt und weit ab von Touristenströmen war ich auch hier völlig alleine. Lediglich einige Wildkaninchen und Austernfischer beobachteten mein Treiben am Strand. Der markante pyramidenförmige Felsblock stach natürlich sofort ins Auge. Aber es lohnte sich auch, den nicht so offensichtlich fotogenen Randbereich der Bucht zu erkunden. Egal ob Ebbe oder Flut….eine Fülle von Motiven und Gestaltungsmöglichkeiten ließ die Zeit wie im Flug vergehen.
Am letzten Tag blieb noch ein wenig Zeit bis zu der Abfahrt der Fähre, die ich zu einer kleinen Rundfahrt auf der Schwesterninsel Harris nutzte. Und spätestens da war mir klar: Ich hatte VIEL zu wenig Zeit für den Besuch veranschlagt. Alleine die Fahrt entlang der Küste war ein einzigartiges Erlebnis. Beim Anblick der intensiv türkisen Farbe des Wassers verschlug es mir förmlich den Atem und die endlosen Sandstrände erweckten richtiges „Karibikfeeling“. Zivilisation gibt es hier nur sehr vereinzelt in Form von wenigen, weit verstreuten Häusern, die wie in die Landschaft geworfen wirken.
Fazit meines Schottlandaufenthalts: Schon die äußeren Hebriden für sich genommen sind ein Reiseziel der Extraklasse. Die teilweise fehlende Infrastruktur kommt dem Naturerlebnis sehr zu Gute und sorgt für eine Extraportion „Abenteuer“. Diese Inselgruppe hat mich sicher nicht zum lezten Mal gesehen.
Für jemanden, der die sprichwörtlichen Hummeln im Hintern hat, für den die tägliche Frischluftdosis lebensnotwendig ist und der extremen Spaß dran hat, Bilder zu gestalten, ist das Auseinandersetzen mit Naturfotografie quasi „aufgelegt“. Besondere Lichtstimmungen, Tierbegegnungen oder einfach unwiederbringliche Momente einzufangen und einen Hauch davon zu konservieren, sind eine Leidenschaft, die mich sicher nie mehr los lassen wird.
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