Auf hochdeutsch das Birkhuhn, Tetrao tetrix, bei uns in Tirol: das braune Spielhuhn, der schwarze Spielhahn. Der Stoß männlicher Schwanzfedern formt zwei Sicheln, wie eine Leier: ein Spiel! Bewegungsdrang, Eitelkeit und Tanztalent, ja Akrobatik werden geboten. Das macht die Faszination der Spielhahnbalz aus. Diese lädt jährlich in dieselbe Arena ein, auf ein mäßig abgeflachtes Gelände oben an der Baumgrenze.
Früh geht’s zur Spielhahn Balz
Gleich nach Mitternacht heißt es aus den Federn. Den Rucksack hochgewuchtet, Stativ, Tarnzelt, Klamotten und Fotokram – alles dabei. Auf Touren-Skiern geht‘s nun stetig bergauf. Hast du Glück, fällt die Balz in die Tage um den Vollmond. Andernfalls hilft dir die Stirnlampe. Gegen 4:00 Uhr sollte alles schnell gehen: ins Zelt, warmes Zeug anlegen, Optik platzieren, Licht aus!
Am Horizont geht der Morgenstern unter. Du hörst das erste „pschui“, ein schwarzer Fleck taucht im blauschimmernden Schneefeld auf. Ein zweiter nähert sich recht flott. Dann „ gru-gru“. Hinter und unter dir geben andere Hähne Antwort, ein“ pschui“ oder „gru-gru-gru“. Ein Hahn nach dem anderen fliegt ein, mischt sich ins Konzert: ein Kollern, Rollen, Crescendo und Decrescendo, mit flatternder Kehle. Die Sicheln des Stoßes sind breit gespreizt. Die Backside prahlt im weißen Flaum, über den Augen rote „Rosen“. Gesträubt die Kehlfedern, blaugrün, ein smarter weißer Schulterfleck, ein weißer Armstreif. Lautstark wird aufgeflogen, der Nächststehende angefaucht.
Da – ein gekonnter Sturzflug, dass die Federn fliegen. Plötzlich wird die Bühne in Rosarot getaucht, eine neue Atmosphäre! Die älteren Hähne dürfen in die Bühnenmitte. Abgeschlagen sehen die „Schneider“, die Einjährigen, von weitem zu. Bergpieper, eben aus dem Winterquartier heimgekehrt, kommen neugierig nahe und werden prompt verscheucht.
Wem ist dieses jährliche Ritual gewidmet? Den Hennen? Sie zieren sich Tage und Wochen lang. Und tun, als ginge sie der Trubel rein gar nichts an. Der Alphahahn ist längst erkannt, irgendwann wird seiner Gunst zitternd entsprochen. Noch mehrere der Damen kommen angelaufen. Manch einem Verehrer aus der zweiten Reihe gelingt es, „abzustauben“. Herr Alpha kann schließlich nicht überall gleichzeitig sein. Deine Bilder werden dich ein Leben lang an diesen Frühlingsmorgen erinnern.
Um 8:30 Uhr ist die Vorstellung vorbei. Die ganze Crew, samt Fotografen, wird auf morgen vertröstet – oder aufs nächste Jahr!
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